Indien
Deepam-Projekt Kuilapalayam, Indien
Der Bericht ist von S. Heumüller, die 2010 ihre Ergotherapie-Ausbildung an der Völker-Schule abgeschlossen hat und im Anschluss daran direkt beim Deepam-Projekt mitgearbeitet hat. Berichtsdatum: 16.11.2010.
September bis November 2010
Die ersten drei Monate meines Indienaufenthalts sind nun vorbei und nach der aufregenden Eingewoehnungsphase, in der es staendig etwas Neues zu entdecken gab, ist etwas Routine in den Lebens- und Arbeitsalltag eingekehrt. Nun moechte ich die Gelegenheit nutzen, im Rahmen meines ersten Quartalsberichtes das Projekt Deepam naeher zu beschreiben und den Ablauf meiner Arbeitswoche zu schildern.
In den ersten Wochen nach meiner Abreise aus Deutschland habe ich gelernt, dass in Indien das unausgesprochene Gesetz "der Staerkere gewinnt" in allen Lebenslagen und -bereichen zutrifft. So hat auch ein Mensch, welcher mit einer Behinderung geboren wird oder diese spaeter in seinem Leben erwirbt, schlechtere Voraussetzungen im Leben und zum Ueberleben als gesunde Menschen, da auf die schwaechsten Mitglieder der Gesellschaft wenig Ruecksicht genommen werden kann.
Bei Deepam handelt es sich um eine Tagesstaette, welche geistig und koerperlich behinderten Kindern und Jugendlichen einen Ort bietet, an dem sie in geschuetztem Rahmen leben und lernen koennen. Es werden unterschiedliche Aktivitaeten angeboten, welche die koerperliche und geistige Entwicklung foerdern und zudem den Kindern viel Freude bereiten.
Die Kinder der Tagesgruppe werden an den Wochentagen mit dem Deepam-Van abgeholt und treffen gemeinsam mit den Volontaeren um neun Uhr ein. Dort werden sie schon von dem restlichen Team erwartet und nachdem sie ihre Fuesse gewaschen und ihre Zaehne geputzt haben, beginnt nach einer kurzen Meditation die Motorikgruppe. Hierbei handelt es sich um eine Art Morgengymnastik, welche jeweils von einem Teammitglied angeleitet wird. Anschliessend finden sich alle in ihren Gruppen zusammen um je nach vorhandenen Faehigkeiten und Einschraenkungen Unterricht im Lesen, Schreiben und Rechnen zu erhalten, Foerderspiele zu spielen oder das Sprechen zu ueben.
Nach der "Snacktime", einer halben Stunde Pause in welcher die Kinder eine Zwischenmahlzeit erhalten, wird dann je nach Wochentag beispielsweise gebastelt, musiziert, getanzt oder geschwommen. Parallel dazu findet Einzelfoerderung durch Ergotherapie, Physiotherapie oder Logopaedie statt. Im Anschluss an das Mittagessen und die darauf folgende Mittagsruhe wird gespielt, getoepfert, gebastelt und je nach Wetterlage finden Aussenaktivitaeten wie Spaziergaenge oder Ausfluege statt. Um sechzehn Uhr machen sich die Kinder schliesslich mit dem Van auf den Heimweg.
Diese kurze Beschreibung bietet nur einen kleinen Einblick in den Wochenablauf bei Deepam, welcher natuerlich auch Veraenderungen beinhalten kann. In den letzten Wochen standen beispielsweise viele indische Feste an, welche mit den Kindern vorbereitet und gefeiert wurden. Zu solch einem Anlass wird vom normalen Ablauf abgewichen und gemeinsam mit den Kindern werden Dekorationen gebastelt und aufgehaengt, pooja-Essen (Opfergaben) zubereitet, gesungen und den hinduistischen Goettern gedankt.
Die Arbeit bei Deepam gefaellt mir sehr gut, da ich mich als Volontaer in vielerlei Hinsicht in das Alltagsgeschehen mit einbringen kann. Beispielsweise uebernehme ich die Einzelfoerderung einiger Kinder, biete gemeinsam mit meiner Mit-Volontaerin Sabine eine Tanzgruppe an, gestalte einmal pro Woche die Motorikrunde und begleite die Kinder bei den restlichen Aktivitaeten.
Ich hoffe, dass ich mit diesem Bericht einen kleinen Ueberblick ueber Deepam geben konnte und melde mich in drei Monaten wieder mit den naechsten Neuigkeiten.
Da sich dass Jahr dem Ende zuneigt nutze ich nun schon einmal die Gelegenheit und wuensche froehliche Weihnachten und alles Gute fuer 2011!!!