Unser Besuch der Krankenhaus-Apotheke im Uniklinikum in Münster

PTA-Schule, Bericht - 10.03.2020

Am 5.2.2020 war es endlich soweit, wir etwa 20 Schülerinnen und Schüler der Oberstufe der Völker-Schule Osnabrück, machten uns auf den Weg nach Münster ins Uniklinikum. Der erste Eindruck , ganz schön groß hier. Der Komplex ist gigantisch, es wird überall modernisiert und gebaut. Wir kannten das Klinikum aus dem Fernsehen und aus Recherchen von der Klinikum eigenen Homepage,  allerdings ist das ganze, wenn man direkt davor steht, schon recht beeindruckend.

So ganz genau wussten wir nicht was auf uns zu kommt, eine wage Vermutung hatten wir aber. So sind wir dann mit unserer Lehrkraft in die Apotheke gegangen.

Wir wurden herzlichst empfangen und in die Bibliothek gebeten. Hier sahen wir erstmal eine kleine Präsentation über die Apotheke, aber auch über das Klinikum und haben einen ersten kleinen Einblick in die Thematik und dessen was uns erwarten würde bekommen. Danach wurden wir dann Klassenweise in Gruppen eingeteilt und es ging los.

Unsere 5er (bzw. 6er Gruppe mit Lehrerin) begann den Rundgang mit dem Weg von der Bestellung der Arzneimittel über den Eingang, der Einlagerung bis hin zur Kommissionierung der Arzneimittel, die von den einzelnen Stationen des UKM über Nacht eingehen. Die Kommissionierung erfolgt entweder per Hand (von PTA) oder über einen Kommissionier-Automaten. Diesen kannten wir bislang nur aus der öffentlichen Apotheke. Auch hier war die Größe gigantisch. Nach der Kommissionierung werden die Arzneimittel in extra große Rollcontainer gepackt, verschlossen und vollautomatisch mit Aufzügen auf die jeweiligen Stationen geschickt. Das Übervorratslager war ebenfalls sehr, sehr groß. Karton-, vor allem Palettenweise standen dort wichtige Medikamente, NaCl-Lösungen, Anästhetika u.a. die auf ihren Einsatz warten. Immunglobuline und Co, sieht man in der öffentlichen Apotheke ja eher selten, hier stehen sie in Regalen und werden ständig gebraucht. Zu unserem Glück war auch, als wir im Wareneingang waren, gerade eine Lieferung gekommen die wir so noch nie gesehen hatten. Knochenchips, diese werden z.B. bei Hüftoperationen in den Knochen gesetzt, damit die Heilung schneller erfolgt und neuer Knorpel gebildet werden kann. Allein, dass sowas überhaupt möglich ist, fanden alle aus unserer Gruppe schon sehr faszinierend.

Als wir mit dem ersten Durchgang fertig waren, wurden wir schon von der nächsten Kollegin empfangen und es ging weiter mit der Labor-Führung. In einem Labor wurden gerade Kapseln aus Fertigarzneimitteln für die Kinderintensivstation hergestellt. Wir kennen ja nun alle die „normalen" Mörser aus unseren Laboren, diese Mörser waren drei mal so groß, von dem Kapselgerät mal abgesehen. Mit diesem können, in nur einem Arbeitsschritt, 300 Kapseln hergestellt werden, eine wahnsinnige Menge. Täglich kommen so etwa 500 bis 600 Kapseln zusammen. Es werden auch Defekturen hergestellt. Natürlich müssen alle Rezepturen und Defekturen analytisch einwandfrei sein. Damit dieses gewährleistet wird, werden chemische Analysen gemacht. Auch diese sind uns nicht fremd gewesen. Die Arzneistoffe werden bei Anlieferung gesondert gelagert und deklariert, genau wie in der öffentlichen Apotheke auch. Erst nach genauer Prüfung und der Freigabe eines Apothekers dürfen die Stoffe verwendet werden. Das einzige was etwas anders ist als in der öffentlichen Apotheke, ist das ein extra Team die analytischen und chemischen Prüfungen macht. Das herstellende Team darf nicht gleichzeitig auch die Prüfungen machen. Die Prüfungen werden mit nasschemischen Nachweisen, dem Elektrothermalgerät, der DC sowie dem NIR durchgeführt. Dann durften wir noch kurz einen Blick in das Labor werfen, wo die Salben hergestellt werden. Auch hier ist alles sehr groß, von der Waage bis hin zum „Rührgerät“.

Danach wurde uns noch kurz das Steril Labor, wo Augentropfen hergestellt werden, gezeigt. Dieses hat die Klassen A bis C, wobei die Reinraumklasse A für keimfrei steht. Die einzelnen Bereiche werden mit Schleusen voneinander getrennt. Auf dem Weg dorthin konnten wir noch einen Blick auf die Wasserdestillationsanlage werfen. Dieses wird in Beutel abgefüllt und steril gemacht, die Beutel werden auch zur Schmerztherapie eingesetzt.

Nun kam der Teil, dem wir, denke ich, alle entgegengefiebert hatten. Es ging zu dem Bereich wo die Zytostatika hergestellt wurden. Eigentlich kommt man hier nicht unbedingt rein, aber für uns gab es eine Ausnahme. Zuerst natürlich Schutzkleidung anziehen, als das erledigt war ging es durch die Schleuse in das Herzstück. Hier wurden uns einige Dinge gezeigt und vor allem erklärt. Es kommen 7x pro Tag Boten zu der Zytostatika-Abteilung, um die Medikamente für die Patienten abzuholen die eigens für jeden Patienten individuell angefertigt werden.  Es wird nach dem 4-Augen-Prinzip hergestellt. Bevor die Zytostatika-Infusionslösungen hergestellt werden, müssen die Verordnungen von einem Apotheker auf die Plausibilität überprüft werden. Vor allem steht, während der Herstellung der Personenschutz und Produktschutz an erster Stelle, denn all die Stoffe sind natürlich CMR-Stoffe. Während unserer Anwesenheit wurde gerade an einer Pumpe gearbeitet die für einen Krebspatienten gefertigt wurde. Der Kollegin wurden von einer zweiten PTA die benötigten Einmalartikel durch Pill-Off zugereicht. Und jedes Mal, wenn etwas aufgezogen wurde, wurde es der Kollegin gezeigt und erst dann kam der Stoff in die Pumpe. Diese Pumpen werden dann dem Patienten angelegt und dieser kann dann nach Hause und (ja das gibt es) weiterarbeiten.

Als nächstes stand der Besuch der TPE an, hier werden die parenteralen Ernährungsbeutel für die Patienten hergestellt, die nicht mehr selbständig essen können. Auch hier gibt es Schleusen genau wie in der Zytostatika-Abteilung. Die Beutel werden nach genauer Verschreibung des Arztes hergestellt, damit es den kleinsten aber auch den großen Patienten an nichts fehlt. So ist eine vernünftige, gesunde Ernährung gewährleistet.  Es ist schon schön zu hören, dass man mit dieser Arbeit einem Frühchen den Start in sein Leben ermöglichen kann.

Zu guter Letzt sind wir dann noch auf die Kinderintensivstation gegangen. Dort wurde uns erklärt wo und wie z.B. die Beutel für die Ernährung angeschlossen werden. Soviel sei gesagt, es sind verdammt viele Schläuche nötig. Die Beutel werden von der PTA direkt auf der Station so fertiggemacht, dass das Pflegepersonal die Beutel nur noch nehmen muss und anschließen verwendet. So geht es für alle schneller und die Pflegekräfte sind etwas in der Arbeit entlastet. Auch die Infusionen werden hier schon von der PTA fertig gemacht. Was auf der Station mit den Krebspatienten auch schon so gemacht wird. In den nächsten Jahren soll dieses Modell noch weiter ausgebaut werden, damit das Pflegepersonal noch mehr entlastet wird und die Versorgung der Patienten bestmöglich gewährleistet werden kann.

So ging unser Tag mit vielen Eindrücken zu Ende, unser Kopf war voll und auf dem Weg nach Hause haben wir uns noch viel über die Eindrücke unterhalten. Es hat Spaß gemacht und wir danken dem Uniklinikum für die tolle Möglichkeit einen Einblick hinter die Kulissen zu erhalten.

 

 

 

Denise Niemeyer